Siegeszug der Sand-Grasnelke - Die SandAchse Kornburg
Vortrag „Siegeszug der Sand-Grasnelke – Die SandAchse Kornburg – ein Artenschutzprojekt des BUND Naturschutz“ von Wolfgang Dötsch, Geschäftsführer BN Kreisgruppe Stadt Nürnberg, am 25.07.2025 im Stadtarchiv
Wolfgang Dötsch bedankte sich zu Beginn für die Einladung und freute sich über zahlreiche bekannte Gesichter aus der Sandachse Franken. Er knüpfte an einen vorherigen Vortrag von Dieter Theisinger an, seinem Mentor in der Nürnberger Botanik, und führte das Publikum in die Besonderheiten des Nürnberger Südens ein. Dort liegen große Sand- und Kiesablagerungen aus der Eiszeit, besonders entlang der Flüsse wie der Rednitz. In Schwabach und Nürnberg befinden sich große Sandgruben, von denen eine durch den Einsatz des Naturschutzes erhalten und geschützt wurde – teils nach öffentlichem Druck, wie etwa durch das Aufdecken der Benutzung scharfer Munition, die dort unkontrolliert verwendet wurde.
Dötsch erklärte die geologischen Gegebenheiten des Gebiets, darunter eine tektonische Bruchkante am Wendelsteiner Höhenzug mit widerstandsfähigem Quarzit. Dieser wurde historisch unter anderem für Nürnberger Plastiken verwendet. In einem der Steinbrüche lebt zudem die einzige Population der Gelbbauchunke im Nürnberger Stadtgebiet. Auch Naturschutzgebiete wie den Hainberg oder Breitenau bei Bamberg hob er als große Erfolge der Sandachse Franken hervor.
Ein zentrales Thema des Vortrags war das Flächenankaufsprojekt des Bund Naturschutz in Kornburg, dem südlichsten Stadtteil Nürnbergs. Der erste Ankauf im Jahr 2004 war eher zufällig entstanden – durch eine Initiative in der Bauernverbandszeitung und gute Kontakte zur CSU-Stadträtin und Obfrau des Bauernverbands. Über die Jahre wuchs das Projekt auf über 80.000 Quadratmeter an. Die Flächen wiesen unterschiedlichste Nutzungsgeschichten auf – von intensiv gedüngten Äckern über Bracheflächen bis hin zu ehemaligen Gartenparzellen.
Dötsch schilderte lebendig, wie sich auf diesen Flächen – teils durch Saatgutansaat, teils durch natürliche Entwicklung – hochwertige Sandmagerrasen mit seltenen Pflanzen wie Sandgrasnelke, Silbergras oder Bergsandglöckchen entwickelten. Die Sandgrasnelke wurde zur Leitart des Projekts, mit über 100.000 Exemplaren auf den neuen Biotopflächen. Auf einer Fläche, die zunächst stark verbuscht war, ließ sich der Bestand durch gezielte Pflege und Saatgutausbringung innerhalb weniger Jahre deutlich steigern.
Er berichtete auch von Schwierigkeiten, etwa der Ausbreitung invasiver Arten wie der spätblühenden Traubenkirsche oder der Robinie, dem Mangel an Verbindungskorridoren zwischen den Flächen und der Herausforderung, geeignete Weidetiere für die Biotoppflege zu finden. Die Lösung bestand oft in pragmatischen Partnerschaften, etwa mit Hobby-Schafhalterinnen oder Ehrenamtlichen, die Flächen mit der Sense mähten. Besonders hob er die Schenkung einer Fläche im Wert von rund 50.000 bis 100.000 Euro durch eine Privatperson hervor, die sie dem Naturschutz statt der Autobahngesellschaft überließ.
Dötsch betonte mehrfach die Bedeutung der Umweltbildung: Kinder und Jugendliche aus der Stadt erhielten durch Aktionstage die Möglichkeit, Natur zu erleben, Werkzeuge wie Rechen oder Sensen auszuprobieren und so einen Bezug zur Landschaft aufzubauen. Öffentlichkeitsarbeit ist für ihn zentral – etwa durch Schautafeln oder Führungen, die die Schönheit der oft unscheinbaren Sandbiotope vermitteln.
Er berichtete von einer beeindruckenden Artenvielfalt: seltene Pflanzenarten wie Heidenelke, Ochsenzunge, Sand-Thymian oder Windblumen-Königskerze, ebenso wie spezialisierte Insekten, Heuschrecken, Schmetterlinge und Libellen fanden in den neuen Lebensräumen einen Platz. Der Klimawandel zeige bereits Auswirkungen – etwa durch das vermehrte Auftreten wärmeliebender Arten oder das Verschwinden von Feuchtgebieten. Gleichzeitig bewiesen viele Beispiele, dass gezielte Maßnahmen zu ökologischen Erfolgen führen konnten – selbst auf ehemals intensiv genutzten Ackerflächen.
Dötsch schloss seinen Vortrag mit einer Bilanz über die starke Zunahme der Sandgrasnelke auf den Projektflächen und einer eindringlichen Botschaft: Naturschutz ist möglich, wenn man Geduld, Leidenschaft und Zusammenarbeit mitbringt – und manchmal auch den Mut, ungewöhnliche Wege zu gehen.
