Ohne Wiedervernässung geht es nicht!
Vortrag „Von Indonesien bis ins Fichtelgebirge – Moore weltweit und in Oberfranken“
von Silvia Dischner, Regierung von Oberfranken am 21.03.25 im Stadtarchiv Bamberg

Was ist eigentlich ein Moor? Ein Moor ist eine nasse Landschaft mit dauerhaftem Wasserüberschuss – ein Zusammenspiel von Boden, Wasser und Pflanzen. Es gibt verschiedene Moortypen, die auf unterschiedliche Art und Weise entstehen: Beispiele dafür sind das Verlandungsmoor, Quellmoore, Versumpfungsmoore und Durchströmungsmoore. Oft sind die einzelnen Moorarten nicht klar voneinander trennbar. Sie liegen häufig nebeneinander oder überlagern sich, was zu großer Habitatvielfalt führt. Es gibt Bereiche wie Schwingrasen, Verlandungszonen, Moorwälder, Seggenriede und offene Hochmoorweiten.
Was alle Moore verbindet ist der Torf. Durch den dauerhaften Wasserüberschuss können Pflanzenreste nicht abgebaut werden und eine Torfschicht baut sich auf, wobei Niedermoore noch Anschluss zum Grundwasser haben und Hochmoore nur noch von Regenwasser gespeist werden. Moore wachsen bis zu einem Millimeter pro Jahr. Die dickste Torfschicht beträgt in Mitteleuropa etwa 10 Meter, da die Torfbildung erst nach der letzten Eiszeit begann. Die dickste Torfschicht der Welt findet sich in Griechenland (Philippi-Moor, 190 Meter)!
Moore erfüllen wertvolle Ökosystemdienstleistungen:
- Sie sind Hotspots der Biodiversität und beherbergen viele stark bedrohte Arten wie zum Beispiel den Moorfrosch, den Sonnentau oder das Fettkraut. Sie stellen für viele kälteliebende Arten ein letztes Refugium dar.
- Sie sind eine natürliche CO2-Senke. Ihre Entwässerung hat drastische Folgen, da die Zersetzung von Torf das eingelagerte Kohlendioxid wieder freisetzt. Etwa 7% der Treibhausgasemissionen Deutschlands stammen aus entwässerten Moorböden! In Bezug auf Emissionen aus der Landwirtschaft sind es sogar 35%.
- Sie fungieren als Schwamm in der Landschaft, puffern Starkregenereignisse ab und geben das Wasser in Trockenzeiten wieder an die Umgebung ab.
- Sie stellen ein natürliches Archiv dar, aus dem die Landschaftshistorie rekonstruiert werden kann.
In Deutschland sind über 90 % der Moore stark entwässert und degeneriert. Um sie zu erhalten ist die großflächige Wiedervernässung dringend notwendig! Jede:r einzelne kann zum Beispiel auf torfhaltige Erde aus dem Baumarkt verzichten. Die Bayerische Staatsregierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2040 55.000 Hektar Moorfläche zu renaturieren. Um dieses Ziel zu erreichen wurden an den Höheren Naturschutzbehörden Stellen geschaffen.
Moore sind auf der ganzen Welt verteilt, mit Schwerpunkten in Gebieten mit mehr Niederschlag als Verdunstung. Beispiele für weltweit bedeutsame Moore sind:
- Das Vasjugan Moor in Sibirien das als größtes zusammenhängendes unzerstörtes Moor der Welt 10 Milliarden Tonnen Kohlenstoff beherbergt
- Die 20 Millionen Hektar Moorregenwälder in Indonesien, von denen 50% abgeholzt und entwässert wurden. Nach verherenden Moorbränden in den 90er Jahren wurden 3,6 Mio Hektar wieder restauriert
- Die Cuvette Centrale im Kongobecken, die bisher nur sehr wenig wissenschaftliche Aufmerksamkeit bekommen hat, aber bereits randlich durch die Öl- und Gasindustrie bedroht wird.
Auch in Oberfranken gibt es circa 6800 Hektar Moorboden, wobei der Schwerpunkt im Fichtelgebirge liegt. Dazu zählen:
- das Fichtelsee-Moor (großes Moor mit historischen Torfstichen und Spirkenmoorwald, jetzt Naturschutzgebiet im Landkreis Bayreuth)
- der Wunsiedler Weiher (ausgedehnte Verlandungszone im Anschluss an einen großen Weiher, Naturschutzgebiet im Landkreis Wunsiedel)
- das Rottenbacher Moor (direkt am ehemaligen innerdeutschen Grenzstreifen, wurde dafür auch entwässert, heute Teil des Grünen Bandes und Naturschutzgebiet, Landkreis Coburg)
- das Lindauer Moor (ehemals ausgedehntes Niedermoor im Trebgasttal, heute noch Restfläche vorhanden, die vom Landschaftspflegeverband betreut wird, Landkreis Kulmbach)
- und das Zeitelmoos (großes Gebiet mit vielfältigen Lebensräumen und hoher Artenvielfalt, Naturschutzgebiet im Landkreis Wunsiedel).
Die Wiedervernässung von Mooren ist unabdingbar, um ihre Ökosystemdienstleistungen zu erhalten!
